mehr gemeinsame Zeit haben. Und dann sind da noch meine vier Kinder und 12 Enkelkinder – da ist immer etwas los! Wenn sich die Firma so wei- terentwickelt, wie ich mir das vorstelle, dann bin ich rundum zufrieden. Wenn du die Zukunft von Blumer Fensterwerke in einem Bild beschreiben müsstest: Wie sähe dieses Bild aus? Ich sehe unseren Betrieb, wie er heute dasteht: eingebettet in eine grüne Landschaft, im Hintergrund der Säntis. Ein idyllischer Ort – bodenständig, stark verwurzelt, aber offen nach vorne. Vielleicht darf ich ja sogar noch den angedachten Erweiterungsbau mitplanen und -realisieren – wer weiss. Thomas Holderegger CFO, Verwaltungsrat Mitinhaber bis Ende 2020 Thomas, nach 30 Jahren an der Spitze der Blumer Fenster- werke gibst du zusammen mit Franz Bischofberger die Verant- wortung ab. Obwohl du noch ein paar Jahre vom Ruhestand entfernt bist, habt ihr den Schritt bewusst so geplant. Wenn du auf den Anfang zurückblickst: Woran erinnerst du dich? Es war 1996, ich kam frisch vom Studium und wir standen vor der gros- sen Herausforderung, die Finanzierung unseres Unternehmens sicher- zustellen. Die Appenzeller Kantonalbank war gerade verschwunden, und von fast gleichaltrigen Bankern anderer Institute hiess es nur: «Was habt ihr euch bloss überlegt, in einem Umfeld wie der Baubranche zu investieren? Der Bau hat doch keine Zukunft.» Am Ende war es eine ganz kleine Bank, die uns die Chance gab: die heutige Acrevis Bank und damalige St.Gallische Creditanstalt. Die Kleinste hat uns den Start ermöglicht und damit den Grundstein gelegt. Mit 28 ein Unternehmen zu gründen und diesen Schritt zu wagen, war ein echtes Highlight. Heu- te sind wir ein kerngesunder Betrieb mit rund 180 Mitarbeitenden – das erfüllt mich mit grossem Stolz. Welche weiteren Meilensteine haben dich besonders geprägt? In all den Jahren gab es viele Highlights. Ein grosser Schritt war sicher- lich der Neubau unserer Hauptliegenschaft hier in Waldstatt. 2009 konnten wir 10‘000 m² Land erwerben und auf der grünen Wiese bau- später bei Bedarf in beratender Funktion zur Verfügung stehen – insbe- sondere bei Digitalisierungsthemen. Du wirst dich also weiterhin für Blumer Fensterwerke enga- gieren, aber nicht mehr in der Geschäftsleitung und auch nicht mehr in deinem Büro. Weshalb dieser klare Schnitt? Mir war wichtig, die Verantwortlichkeiten klar zu trennen. Würde ich mein Büro hier am angestammten Platz im Betrieb behalten, kämen die Mitarbeitenden weiterhin zu mir und die Gefahr besteht, dass ich viel- leicht über den Kopf meines Nachfolgers hinweg entscheide. Das wäre weder für ihn noch für das Unternehmen gut. Ich bin klarer Verfechter davon, dass die operative und strategische Ebene klar getrennt werden müssen. Franz und ich haben uns zudem schon früh geschworen, dass wir ei- nes Tages gemeinsam die operative Leitung in jüngere Hände geben. Unser Erfolg beruhte immer auf gegenseitigem Vertrauen, individuel- ler fachlicher Stärke und einem offenen, konstruktiven Austausch. CEO und CFO ziehen in einem Unternehmen den Karren und das funktio- niert nur im Team. Natürlich hätte ich noch zwei, drei Jahre anhängen können. Es ist nicht so, dass mir die Energie oder Freude fehlen würde, im Gegenteil. Aber uns war wichtig, dass der neue CEO und CFO so wie wir damals ge- meinsam starten können. Thomas Holderegger, scheidender CFO: «CEO und CFO ziehen in einem Unternehmen den Karren und das funktioniert am besten im Team.» Worauf bist du rückblickend am meisten stolz? Wenn man sieht, wie wir vor 30 Jahren mit dem Management-Buy-out eines 25-köpfigen Betriebs gestartet sind und wo wir heute stehen, dürfen wir wirklich stolz sein. Heute haben wir einen kerngesunden Betrieb mit bestem Ruf in der ganzen Schweiz und rund 180 Mitarbei- tenden. Unser Unternehmen präsentiert sich technisch wie auch digital auf sehr hohem Niveau. Wir hatten in all den Jahren immer eine solide finanzielle Basis und stets faire, konstruktive Partnerschaften mit unse- ren Lieferanten. Die Zusammenarbeit zwischen Franz und mir war perfekt. Wir hatten stets gegenseitiges Vertrauen und einen offenen, respektvollen Aus- tausch auf freundschaftlicher Basis. Natürlich waren wir nicht immer ei- ner Meinung, doch wir haben jedes Mal einen Kompromiss gefunden. Franz war als CEO derjenige, der das Benzin hineingab und ich habe als CFO dafür gesorgt, dass die Zahlen stimmen und das Getriebe rund läuft. Dass wir als Zweierteam nach 30 Jahren einen solchen Betrieb an die nächste Generation übergeben können, ist ein Privileg. Ich wünsche David und Fabian, dass sie zusammen die gleiche Harmonie haben. Sie ist das Fundament unseres Erfolgs. Mit der neuen Führungsstruk- tur haben wir eine nachhaltige Lösung geschaffen. Es liegt nun an der neuen Zweierführung, das Unternehmen in seiner gesunden Grösse zu erhalten und gezielte Investitionen zu tätigen. Das ist die beste Basis für eine stabile, gute Zukunft des Betriebs. Und wie sieht deine Zukunft aus? Ich durfte in all den Jahren ein riesiges, umfassendes betriebswirt- schaftliches Wissen aufbauen und zeichnete in den letzten 10 Jahren zudem verantwortlich für die Digitalisierung unseres Betriebes. All die- ses Wissen und Know How soll unserem Betrieb und mir nahestehen- den Unternehmen weiter zur Verfügung stehen, wenn immer hier Be- darf besteht. Neben meinem Beratungsmandat bei den Blumer Fensterwerken wer- de ich meine bestehenden Mandate weiterpflegen. Ich kann mir weiter auch gut vorstellen, dass ich mich ehrenamtlich noch etwas mehr en- gagieren werde. Trotz dieses Engagements werde ich deutlich mehr Freiheit und Flexibi- lität haben. Als CFO war mein Jahr bisher während 52 Wochen geprägt von etlichen Fixterminen – Zahlungsläufe, Mehrwertsteuer, Budgets und Abschlüsse prägten während all der Jahre meinen Kalender. Feri- en und Freizeit mussten minutiös geplant und meine Familie oft hintan- stehen. Jetzt freue ich mich darauf, spontaner zu leben: bei schönem Wetter biken oder wandern zu gehen und mehr Zeit für mein privates Umfeld zu haben – dazu zählen auch ausgedehnte Märsche mit mei- nem deutschen Schäferhund. en – ein Glücksfall. Ich habe sämtliche Bauprojekte in Waldstatt jeweils parallel zum Tagesgeschäft als Bauleiter betreut, was enorm fordernd war. 2010 sind wir in den Neubau eingezogen, 2015 haben wir eine neue Zerspanungsanlage angeschafft, die einen weiteren Bau erforderte. Mit der Einführung der Digitalisierung ab 2015 kamen neue Herausfor- derungen hinzu. Heute verfügen wir im Fensterbau schweizweit wohl über einen der höchsten Digitalisierungsgrade. Dennoch ist das Projekt nicht abgeschlossen. Während der Einarbeitungsphase werde ich mei- nen Nachfolger vor allem im Tagesgeschäft unterstützen und der Firma 5